Smiles and more

Umhergehen und Eindrücke sammeln hilft. Vor allem an Tagen, an denen ich inwendig verdämmere, zünden kurze Streifzüge helle Stimmungsleuchten in meinem Dachstübchen. Kaum berührt die Ferse den Asphalt, ist da schon das gütige Lächeln im Gesicht einer schönen Unbekannten, und für Sekunden kommt Licht in den dunklen Schacht, in dem ich mich zu verlieren drohe. Dann die freundlichen Irren, die ohne Grund einfach allen Entgegenkommenden laut vernehmlich „Mahlzeit“ wünschen und mir damit unerwarteten Trost spenden. Kein Schritt ist vergeudet, denn die Generosität der Straße kennt kein Ende. Selbst den wilden Schrecken, der hinter den trüben Brillengläsern eines Rentners zu sehen ist, als er ein Pulk Jugendlicher, die sich Musik vorspielen, umgehen will und sich plötzlich mitten unter ihnen befindet, sehe ich als eine Ablenkung. Und die kleine Wolke, die sich vor die ahnungslose Sonne schiebt und dabei meinen eben noch prächtigen Schattenriss verschwinden lässt, hebt wie nebenbei meinen Gemütspegel an. All diese Mini-Schauspiele, die fortwährend sich selbst verzehren, bringen mich augenblicksweise auf andere Gedanken. Sie gewähren die Freiheit, ratend und rätselnd kurze Geschichten zu erfinden, die mit ihren verlorenen Anfängen und losen Enden mein Tagesbewusstsein bevölkern und mir beistehen wie Freunde, die einem die Hand zum Gruß reichen. Was für eine plötzliche Weite in der vermeintlichen oder eigentlichen Enge des Kopfes. Vorwärts also, immer wieder, denn hinter der nächsten Ecke verschiebt sich der Horizont aufs Neue, und der müßig Blickende ruft dem Kommenden entgegen: Sei mir gegrüßt, du großer Zufall!

 

Dieser Beitrag wurde unter Texte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort auf Smiles and more

  1. Fritsch sagt:

    Und hinter der nächsten Ecke wartet immer wieder eine gute Zeit.

    Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen, Fritsch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert