Ein Mann mittleren Alters und mit kräftiger Statur saß am frühen Nachmittag allein auf einer Bank an einer belebten Straße. Er schien zu warten, denn sein Blick schweifte unruhig umher, auf der Suche nach etwas, dessen Abwesenheit immer unerträglicher wurde. Bald änderte er seine Haltung, um einen alten, unbekleideten Teddybären hinter seinem Rücken hervorzuholen. Diesen Teddy, aus dessen fadenscheiniger Oberfläche schon hier und da das Innere hervorzuquellen begann, zeigte er den Vorübereilenden, indem er ihn hochnahm und ganz nah an seine Wange hielt. Töne oder Sätze gab er nicht von sich, nur ein Gesten- und Mienenspiel waren zu sehen, in dem sich gegensätzliche Ausdrucksimpulse abwechselten: Liebe und Zorn, Zuwendung und Abkehr. Zu seinen pantomimischen Aktivitäten trieb ihn wahrscheinlich die Hoffnung, man würde darauf reagieren und mit ihm Kontakt aufnehmen, was jedoch ausblieb, da ihn die meisten blicklos passierten. Eine delikate Note entstand, als er einen seiner Finger genau zwischen die Beine des Teddys schob und ihn dort als Penis erscheinen ließ. Auch bewegte er den Finger ruckartig und grinste auffälliger ins Blaue hinein. Als eine Belladonna vorbeikam, verfiel er in heftige Bewegungen, und er beruhigte sich nur langsam beim Streicheln seines Plüschtiers, das er mit einer Innigkeit vollzog, die mich zunächst rührte und dann immer mehr zu ängstigen begann. Warum eigentlich?
ja warum eigentlich? das frage ich mich auch immer wieder einmal, wenn mir Menschen mit einem Handicap begegnen, viele von ihnen zeigen offen ihre Bedürfnisse, gerade auch nach Sex- selbst wenn ich mich nicht fürchte, aber es ist mir unangenehm und manchmal schäme ich mich auch dafür …
Uwe, hab herzlichen Dank für diesen shortcut, der nachhallt
Ulli