Memento

Die Blätter fallen schon. Wie Federn schaukeln sie im Wind und purzeln ganz langsam und lautlos vor mir auf den Weg. Ich halte inne und lächle sie unwillkürlich an. Warum? Vielleicht weil die Blätter ihre Bahn bis zu einem Ende gegangen sind und nun zu Boden sinken, zu den anderen, wo sie sich einfügen in die Notwendigkeit des Verwesens, das sie zum Humus von etwas Neuem macht. Ist es das, was mich lächeln lässt? Oder das flüchtige Lichtspiel der Herbstsonne auf ihren gescheckten Oberflächen, und ihre spiralförmige Abwärtsbewegung, bei jedem anders, vereint aber in einem widerstandslosen Fallen. Oder weil ich das unabänderliche Trudeln einzelner Blätter unterbreche, indem ich meine geöffneten Hände ausstrecke, sie auffange und für ein Weilchen vergebens versuche, ihre Einmaligkeit wahrzunehmen. Ich setze meine Runde fort. Bei einem roten Bretterzaun, an dem ein Blatt wie von einem Zauberfaden gehalten im Wind tänzelt, bleibe ich stehen, schieße ein Foto und lächle auch dabei.

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