Dort im Garten, eine Schönheit mit schwarzer Mähne, makellos das Gesicht, die Haut noch winterbleich. Ein Riemen aus hellem Stoff, gespannt überm Schlüsselbein, zieht meinen Blick an. Eine leichte Schwermut befällt mich beim Schauen unter einem hellen Blaulichthimmel, in dem verschwindend kleine Wolkenhaufen treiben. In der Schläferlandschaft der Siesta treffe ich sie wieder, als ich die Eremitage eines Traums durchschreite. Was kann ich sehen mit gesenkten Lidern? Nur das in Halbtönen changierende Inkarnat eines Leibes, der in einem träge strömenden Fluss seine Glieder nässt. Nach dem Erwachen platzen alle Termine und ich zehre von den Knutschflecken, die mir von dem Stelldichein geblieben sind. Beim Zusammenlegen der Wäsche lese ich „Justdoit!“ auf einem T-Shirt und werde daran erinnert, auch etwas zu tun. Doch was und weshalb überhaupt? Mir fällt nichts ein, und so will ich weiter drauflos leben und nebenher meine Skizzen absondern, die kaum ein Mensch liest. Ich horte im Stillen einen Schatz digitaler Schaumkrönchen, der mir vielleicht hilft, die verrinnende Zeit hinzunehmen. Draußen schleiche ich in den Straßen herum, durchlässig allein fürs Vergehen sehe ich nur den Abbruch allerorten, und einzig der sanfte Nachdruck des Sonnenlichts lässt mich, obzwar unfasslich langsam, morgens aus dem Bett aufstehen und den Tag mit Streunen verbringen, bis auch dieser Faden reißt. Jenseits der Spiellinie hänge ich später in den Seilen und lese vom Liegen in flirrender Hitze, an einem Strand, wo selbst die Wellen sich zurückzuhalten scheinen, so umfassend ist die Windstille. Am Abend erzähle ich der Liebsten von einem radelnden Vater, der seinen kleinen Sohn im Kindersitz dabei hatte. An einer Ampel hielt er an und ließ aus dem Handy in Endlosschleife diesen Refrain ins Blaue dudeln: Always look on the bright side of life. Seitdem haben wir einen Ohrwurm, den wir singend und pfeifend hegen und pflegen, auch und gerade, wenn wir auf den „Knorpeln des Lebens kauen“. Die Nachbarn danken es uns mit Applaus, ein kleines Quantum Glanz in dürftigen Zeiten. So fliehen die Tage dahin.
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Die hier veröffentlichten Fotos entstehen allesamt beim Spazierengehen. Sie zeigen zufällig in mein Blickfeld geratene und mit der Kamera festgehaltene Motive. Es geht mir bei diesen Augenblicksaufnahmen um eine Zwiesprache mit dem Sichtbaren, in der etwas scheinbar Vertrautes und Alltägliches ins Befremdliche oder Überraschende kippen kann. Alle Besucher sind herzlich eingeladen, ihre eigene deutende Fantasie tätig werden zu lassen und die Fotos zu kommentieren.Kategorien
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