Short cuts XLVII

Nach einem heißen Tag köpfe ich den Roten und genieße auf dem Balkon im Schatten die Abwärme der Backsteinwand. Unten im Garten plaudern Syrer, während sie ihr Kanu transportfertig machen. Daneben sitzen rothäutige Twens in der Abendsonne und trinken Bier in Dosen. Ein Kind lärmt, ein zweites trampoliert und ein drittes wirft Sandstaub in die Höhe. Bisweilen ziehen Pappelsamen traumverloren am Geländer vorbei. Ein leichter Wind lässt die Blätter sanft rauschen. Und da passiert noch das Unvermeidliche: Hyperactive Dad inszeniert erneut den Triumph des Grillens, zum xten Mal, in unterschiedlichsten Settings. Vielleicht brennen heute mal nicht die Würste und Fische an und verbreiten üblen Gestank. Über allem zieht eine Cessna ungerührt ihre Kreise am Himmel. Später wässere ich die Blumenkästen, deren Erde furztrocken ist. Beim Eindunkeln kommen fünf Mütter in den Garten und schnattern. Die Gläser klirren, die Kerzenlichter flirren, die Stimmen widerhallen von den Hauswänden. Ich höre zu, verstehe indes nur einzelne Wörter, die sich um ihre Blagen drehen. Desinteressiert wende ich meine Sinne ab und wachträume von all-inclusivischen Umarmungen. So verlasse ich mit der Hoffnung auf eine markante Nacht den Balkon. Drinnen ist es unheimlich leer und ruhig. Leise trotte ich durch den Flur, trete ins Schlafzimmer ein und sehe die kaum verhüllte Liebste auf dem Lager liegen. Flugs steige ich aus den Klamotten, im Kopf ein Lustspiel sondergleichen, doch da schallt es aus ihrem lobpreisverdächtigen Mund: „Nein, jetzt nicht, bald, vielleicht. Und zieh’ noch die Plissees runter, bitte.“ Ich folge ihren Worten und verfüge mich auf meine Seite des Bettes. Kurz darauf stellt sich eine Art von Entspannung ein, als ich mir, eingerollt in meine Decke, einen anderen Schluss dieses Tages, dieses Textes ausmale. Die Details bleiben hier unbeschrieben. Sie gehören nur mir. Ich behalte sie in petto und verdünnisiere mich in die „Traumweberei“.

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