Intermezzo VII

Auf der Insel Hier, wo man von niemandem mehr erreicht werden kann, will er lesen und seinen Proviant auffüllen. Mit jeder Zeile nimmt sein Kummerspeck zu, und Gedankenblässe verschleiert ihm den Blick. Kaum eine Erkenntnis massiert sein Denken, kein noch so kleines Lichtlein will ihm aufgehen, dagegen gewinnen die Provinzen seines Nichtwissens an Raum. Die Sätze werden zu Stolpersteinen, die sich dem Bau einer Klagemauer einfügen, die ihn immer mehr einengt. So endet seine Lektüre zuschlechterletzt auf einem Holzweg, ratlos schaut er umher, doch kein Laut ist zu hören. Die letzten Silben verziehen sich hinter den Horizont, die Prozessionen der Buchstaben schleichen vorüber, der Dämmerung entgegen, und hinterlassen Worte, die wie Schnipsel von gezogenen Nieten verstreut auf dem Boden liegen. Wieder nur eine Nebelbank, auf der er sich mit einem Buch niedergelassen hat. Und so gibt er sich auf, erschöpft von der vergeblichen Suche nach den wenigen Trostkrumen, die ihn nähren sollten. Tränen netzen seine leeren Hände, müde fällt er zur Seite, liegt da und schläft ein, bis ihn jemand aufliest und zur Ruhe bettet, im günstigsten Fall, der jedoch nie eintreten wird.

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