Intermezzo XI

Er drängte ins Zimmer, ließ sich aufs Bett fallen, rang nach Luft. Keiner von uns kannte ihn, niemand hatte ihn eingeladen. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis er erste verständliche Worte von sich geben konnte. Dann aber fügte er atemlos einen Satz an den anderen: „Sie kommen. Bald kreuzen sie auch hier auf. Gebt Acht, sonst werdet ihr zerschmettert. Sie machen Beute und schnappen uns alles weg, was uns lieb und teuer ist. Sie reißen an sich, was sie nur kriegen können, gefühllos gegenüber allem, was sich ihnen in den Weg stellt. Der Sog der Zerstörung wird unvorstellbar sein, verheerend für uns alle. Es geht so schnell, das wir noch nicht einmal mehr denken und erfassen können, was überhaupt passiert. Mit einer geisterhaften Lautlosigkeit schleichen sie sich ein und höhlen uns innerlich aus. Es gibt kein Entkommen. Fangt schon mal an, Euch zu verabschieden, von euren Liebsten, von der Welt, vom Universum.“ Keiner rührte sich, keiner verstand, wovon er sprach, aber gemeinsam versuchten wir, den merkwürdigen Besucher aus dem Zimmer zu katapultieren. Er schrie, während er aus dem Raum getragen wurde, noch die unmissverständliche Botschaft heraus: „Die Erde bietet dem Menschen keine Bleibe mehr.“ Dann stießen wir ihn die Treppe runter und verbarrikadierten die Tür. Niemand verlor ein Wort über den ungebetenen Gast, der den Teufel an die Wand gemalt hatte. Doch die bleierne Macht eines gebieterischen Urteilsspruchs blieb im Zimmer zurück: Unsere Aufenthaltserlaubnis auf diesem apfelrunden Planeten lief mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus. 

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