Hitzefrei

Nach dem Aufwachen kam mir keine Verwendung für diesen Tag in den Sinn, der als einer der heißesten des Jahres angekündigt wurde. Ich wechselte die Lage, döste vor mich hin und schlief ein. Im Traum rannte ich, was das Zeug hielt, rannte immer weiter, ohne mich umzublicken oder langsamer zu werden. Alles zog rasend schnell an mir vorüber, nichts blieb haften in diesem Reigen verwischter Bilder. Noch nicht einmal zum Schiffen hielt ich an. Als ich zu mir kam, war ich zu erschöpft, um aufzustehen. Schlagkaputt ruhte ich aus, spürte die schwüle Luft und fiel wieder in den Schlaf. Nun geisterten urige Bleichgesichter in meinem Traum umher, aber die Unrast war glücklicherweise vorüber. Dafür hielt mich eine Umklammerung fest. Sie erfasste meinen ganzen Körper, presste meine Knochen zusammen, ihre Kraft ließ nicht nach, keine Ahnung, wem sie gehörte oder wer oder was sie steuerte, sie drückte so unnachgiebig, dass ich davon wach wurde. Draußen dämmerte es bereits. Langsam lockerten sich meine Glieder und ich nahm eine kalte Dusche. Dann ging ich auf die Loggia, um meine Haut an der warmen Luft zu trocknen. Das tat gut. Ein letzter Fetzen Licht blitzte am goldenen Kreuz des Kirchturms auf. Ich ging hinein und entschied mich für Bach, nicht zuletzt um die Traumerlebnisse zu vergessen. Der heilige Johannes nahm mich an die Hand und fügte mit einer Partita alles zum Guten. Und jetzt, während ich dieses Notat beschließe, möchte ich betonen, dass selten ein aufgegebener Tag so befriedet endete, wie der vergangene.

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