Intermezzo X

Nach einem heißen Tag köpft er einen Roten und genießt auf dem Balkon die Abwärme der Backsteinwand. Im Garten plaudern Syrer, während sie ihr Kanu transportfertig machen. Daneben sitzen rot glühende Twens in der Abendsonne und trinken Bier in Dosen. Ein Kind lärmt, ein zweites trampoliert und ein drittes wirft Sandstaub in die Höhe. Bisweilen ziehen Pappelsamen am Geländer vorbei. Ein leichter Wind lässt die Blätter sanft rauschen. Über allem zieht eine Cessna ihre Kreise am Himmel. Später wässert er die Blumenkästen, deren Erde furztrocken ist. Beim Eindunkeln kommen fünf Mütter in den Garten und schnattern. Die Gläser klirren, die Kerzenlichter flirren, die Stimmen widerhallen von den Hauswänden. Er hört zu, versteht indes nur einzelne Wörter, die sich um ihre Blagen drehen. Desinteressiert wendet er sich ab und verlässt mit der Hoffnung auf eine markante Nacht den Balkon. Drinnen ist es unheimlich leer und ruhig. Leise trottet er durch den Flur, tritt ins Schlafzimmer ein und sieht die kaum verhüllte Liebste auf dem Lager liegen. Flugs steigt er aus den Klamotten, im Kopf ein Lustspiel sondergleichen, doch da schallt es aus ihrem Mund: „Nein, jetzt nicht, bald, vielleicht. Und zieh’ noch die Plissees runter, bitte.“ Er folgt ihren Worten und verfügt sich auf seine Seite des Bettes. Kurz darauf stellt sich eine Art von Entspannung ein, als er sich einen anderen Schluss dieses Tages ausmalt. Die Details bleiben unbeschrieben, sie gehören nur ihm. Er behält sie in petto und verdünnisiert sich in die Traumweberei.

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