Short cuts III

Eine dick eingepackte Greisin steht auf dem Balkon und schaut nach unten auf den Rasen des Gartens. Ihre Hände spielen mit einer Perlenkette, die sie über dem Mantel trägt. Minutenlang verharrt sie in dieser Haltung. Mitunter verlangsamen sich ihre Gesten, doch die Mimik ihres von der Sonne beschienenen faltigen Gesichtes bleibt verschlossen. Sie stiert unentwegt nach unten, wo nichts oder nur das Tagtägliche passiert: kleine Vögel, die geduldig nach Nahrung suchen, bizarre Schatten, die langsam wandern, kahle Äste, die im Wind sich wiegen. Was vollzieht sich in ihr? Denkt sie überhaupt? Nimmt sie Abschied? Ist es ein Zeitvertreib, eine Laune oder eine Gewohnheit? Jedenfalls scheint es ein Treiben in einem halbbewussten Zustand zu sein, in dem sie entbunden ist, etwas zu tun, zu erkennen oder zu wissen. Ein Dösen mit offenen Augen, das vielleicht von einem Erinnern begleitet wird, oder ein gelöstes Tagträumen, welches die kalte Luft, den blauen Himmel und den herrlich klaren Sonnenschein dankbar als Hintergrundkulisse annimmt.

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