Seit einiger Zeit treffe ich jeden Montagmorgen um 8.00 Uhr einen guten Freund zum Gespräch in einem Café. Die Chefin ist eine aufgeräumte, junge Frau, mit der wir uns mittlerweile duzen. Sie beschäftigt mehrere Menschen mit einer Behinderung, die uns kennen und im Voraus wissen, was wir trinken wollen. Wir sitzen in der warmen Saison draußen auf dem Platz, genießen die Sonne und verfolgen das langsame Erwachen des umliegenden Geschäftslebens. Wenn der Kaffee an den Tisch gebracht wird, bekommen wir oft noch die besten Wünsche für den Tag mit einer solch frohgemuten Direktheit überbracht, dass wir uns davon anstecken lassen und unsere Themen im Geiste dieser lebensbejahenden Haltung besprechen. So verfliegt die Zeit in wechselnder Rede, in der wir uns über das politische Tagesgeschehen, aber auch die laufenden oder stockenden Familienangelegenheiten und über die jeweiligen neuen Projekte und Arbeitsvorhaben austauschen. Manchmal passieren auch vor unseren Augen kuriose Begegnungen, die wir kommentieren oder jemand richtet unvermittelt das Wort an uns, worauf wir mit der gebotenen Höflichkeit reagieren. Die lose Folge des Besprochenen, die lässige und doch verbindliche Umgangsform zwischen mir und meinem Freund und die entspannte Atmosphäre des Ortes führen dazu, dass diese Stunde nicht nur den idealen Einstieg in die beginnende Woche darstellt, sondern auch den weiteren Verlauf des Tages bestimmen kann, indem manches gedanklich weiter verfolgt oder in anderer Form umgesetzt wird. So ist der Montagmorgen zu einem Termin geworden, bei dem wir uns über das Leben und Treiben des anderen verständigen können: Das Gespräch erzeugt eine Anteilnahme, die aus und durch sich als bindend und bedeutsam erfahren wird. Solcherart wechselseitig aufgeklärt über das, was den anderen betrifft, steigen wir nach etwa einer Stunde auf unsere Drahtesel und radeln zusammen durch den Stadtpark, um zu unseren jeweiligen Arbeitsstätten zu gelangen. Dort angekommen, klemme ich mich meist hinter die Bücher, und mein Freund empfängt in seinem Büro einen Klienten, mit dem er zuallererst die „acht Brokate“ ausführt. Dies brachte mich heute auf die Idee zu dem vorliegenden Text: Könnte man den Jour fixe nicht als unser persönliches „neuntes Stück Brokat“ verstehen? Wenn auch das Gespräch im Sitzen weniger sportiv ausfällt, so fördert es doch den geistig-seelischen Ausgleich, da Worte gewechselt werden, die als ein Ineinander der Gesprächsfäden den „Brokat“ dieser Stunde entstehen lassen. Möge dieses durchwirkte Gewebe noch lange seinen besonderen Glanz für uns behalten.
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Die hier veröffentlichten Fotos entstehen allesamt beim Spazierengehen. Sie zeigen zufällig in mein Blickfeld geratene und mit der Kamera festgehaltene Motive. Es geht mir bei diesen Augenblicksaufnahmen um eine Zwiesprache mit dem Sichtbaren, in der etwas scheinbar Vertrautes und Alltägliches ins Befremdliche oder Überraschende kippen kann. Alle Besucher sind herzlich eingeladen, ihre eigene deutende Fantasie tätig werden zu lassen und die Fotos zu kommentieren.Kategorien
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Ich habe nicht den wort „Brokat“ verstanden. Was ist es?
Ein kostbares Gewebe aus Seide.
Un précieux tissu de soie. Ok, but I can’t see in your text the meaning. Maybe I’m a bit stupid 😉
Die „acht Brokate“ sind eine chinesische Gesundheitsübung. Mein Freund übt diese immer Montags aus. Unser Treffen am Montagmorgen nenne ich daher halb im Scherz unser „neuntes Stück Brokat“, um seine für uns kostbare Essenz zu beschreiben.
Ich hoffe, das hilft Deinem Verständnis weiter.
Gruß Uwe
Danke sehr.
Wie wunderbar beschrieben. Ein neunter Brokat, fast wie die Neunte von Beethoven, „An die Freude“. Das Gespräch als langsamer Wochenstart: neunter Brokat der Neunsamkeit.
Grüße, J.
Ja: Wir hocken da beisammen und schöpfen Kraft aus dem gemeinsamen Besprechen unserer Dinge.