Cinémaginaire I

Ich bummle durch die Gluthitze eines Tages und gerate bei der Suche nach Schatten in eine enge Gasse, in der ich sofort das Gefühl habe, dass mich die dreckblinden Fenster anglotzen. Plötzlich öffnet sich eine Tür und es erscheint eine junge Frau, die ihre roten Haare in den heißen Wind wirft. Sehr genüsslich raucht sie dabei eine Zigarette und besieht sich ihre frisch manikürten Fingernägel. Ich stiere sie an wie ein debiler Trottel, der sich vor lauter Gier nicht ausdrücken kann. Glücklicherweise führt mich ihr ungezügeltes Lachen, das zwei schiefe Zahnreihen offenlegt, auf den richtigen Weg. Weiß und bauchig steht sie vor mir und sagt inmitten einer Stille: Tu was! Wie auf einer Nadelspitze balancieren wir unsere geheimsten Wünsche in einer maßlos offenen Lust, die endet, als ein Papagei anfängt, unser Gestöhne nachzuplappern. Beim Raustreten ins blendend helle Licht befühle ich meine Bisswunden und frage mich, ob ich heute Morgen überhaupt aufgewacht bin.

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2 Antworten auf Cinémaginaire I

  1. Sofasophia sagt:

    manchmal hab ich ein klein bisschen (aber nur ein winziges bisschen) mitleid mit euch männern … *zwinker*

    • Uwe sagt:

      Danke, SoSo – aber ich bin mir nicht sicher, ob es nur uns Männern so ergeht mit diesen gleichermaßen intensiven und unverbindlichen, erotischen Tagtraumfantasien. Grüße aus dem Zwischenreich, Uwe

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