Beim Streunen stoße ich auf die kümmerliche Dekoration eines kleinen Fotostudios. Das Schaufenster ist vom Schmutz fast blind geworden. Mit Mühe erkennt man dahinter vergilbte Fotos, die als Tableau schief auf eine Pappe geklebt wurden. Sie zeigen Porträts von jungen Menschen, die eine maskenhafte Heiterkeit zur Schau tragen. Ein großes, durch eindringende Feuchtigkeit stark gewelltes Foto des Hamburger Rathauses bei Nacht soll Vorübergehende anlocken. Alles wirkt schäbig, vergessen, und uralte Spots werfen eine gelbes Dämmerlicht über ein fadenscheiniges Leichentuch aus Staub und Spinnweben. Das obere Feld des zweigeteilten Fensters beherbergt ein schauriges Arrangement aus vertrockneten Pflanzen, verdreckten Vasen, toten Insekten und welken Blättern. Im Inneren verlieren sich ein Schreibtisch und ein Paravent im Halbdunkel. Bisweilen taucht ein alte Frau auf, drapiert wie in Trance die wenigen Utensilien auf dem Tisch um, schaut versonnen nach draußen und verschwindet wieder in einem Raum, der mir wie das gestaltgewordene Warten vorkommt. Das Studio ist ganztägig geöffnet, wird aber von niemandem mehr gebraucht. Ihm ist die Zeit ausgegangen, und nun gleicht es einer immer unkenntlicher werdenden Erinnerung seiner selbst.
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Die hier veröffentlichten Fotos entstehen allesamt beim Spazierengehen. Sie zeigen zufällig in mein Blickfeld geratene und mit der Kamera festgehaltene Motive. Es geht mir bei diesen Augenblicksaufnahmen um eine Zwiesprache mit dem Sichtbaren, in der etwas scheinbar Vertrautes und Alltägliches ins Befremdliche oder Überraschende kippen kann. Alle Besucher sind herzlich eingeladen, ihre eigene deutende Fantasie tätig werden zu lassen und die Fotos zu kommentieren.Kategorien
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Ich sehe es „lebhaft“ vor mir, dieses kleine Fotostudio, so detailreich hast Du dieses beschrieben, und ihm ergeht es wie vielem: Wer nicht geht mit der Zeit, geht mit der Zeit. Liebe Grüße, Walter
ich schaue mit dir durch die vergilbten Scheiben auf eine Zeit, die einmal war, da kann sich wohl eine alte Frau nicht trennen, Abschied nehmen will gelernt sein, fangen wir JETZT an …