Mood de jour XVIII

Der Tag trübte sich schon am Morgen ein und roch nach angebrannter Milch. Ich grub mich in die Kissen und Decken ein, genoss die Wärme des Bettes, schloss die Augen und glitt unmerklich aus dieser Welt. Alles passierte wie immer, nur ohne mich. Weder wusch ich mich noch nahm ich ein Frühstück zu mir. Überhaupt fiel jede Mahlzeit aus. Alle Worte blieben ungesagt. Weder Freunde noch Fremde wurden getroffen. Das Spazieren fand nicht statt. Keine Zeile gab es zu lesen. Selbst das Denken setzte aus, und kein Gefühl drängte zu seinem Ausdruck. Ich kam gar nicht richtig zu mir, blieb einfach liegen, träumte …, und prompt nahmst DU lässig wie eine Odaliske neben mir Platz. Ab und zu zog ein Zittern über deine Haut, während DU in die Lektüre von Kontaktanzeigen vertieft warst. Dann versetzte mich eine scharfe Linkskurve dahin, wo deine Brüste brüteten, mit denen zu spaßen ich mich nicht erdreistete. Ich schaute nur und genoss den geschenkten Augenblick, in dem irgendwer nicht umhin kam, unserem Beieinander seinen Segen zu erteilen. Als ich aufwachte, war mein Alter vorgerückt. Ich folgte ihm nicht nach, blieb einfach zurück. Es ging mir gut ohne Alter. Ich fühlte mich wie von einer Last befreit und sogar zu Arbeiten aufgelegt, die ich sonst eher scheue. Aber davor bewahrst DU mich, meine Liebste, DU weißt, dass ich dieser Sorte Mensch nie angehören, sondern immer nur spielen wollte. Diese Einfühlung kann mich mitunter zu Tränen rühren. Es bleibt unfassbar für mich: Der Wortfilm reißt immer an dieser Stelle, genau da, wo es mir nicht gelingen will, ins bergende Helle deines liebenden Verständnisses vorzudringen. Es ist s o z u s a g e n der grüne Zweig, auf dem ich sitzen kann, um solche Petitessen zu schreiben. Oder sind es Petitionen?

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