Go beast

Einer sagt: Ein guter Tag beginnt für mich mit Geilheit. Sie kommt bei mir immer von selbst, ohne mein Zutun. Ich stehe frühmorgens auf, schleiche umher und suche etwas, das meine Geilheit befriedigt. Und das Schöne ist: Eine veritable Geilheit wie meine lässt sich nicht stillen. Ich bin nämlich geil nach meiner Geilheit. Ich bin in meine eigene Geilheit verliebt. Diese Dauererregung ist mein Daseinsziel, ihm strebe ich unentwegt nach. Wenn es auch manchmal hart und schwer ist, trägt mich die Geilheit durch die Tage. Ich kann den Hals nicht voll kriegen, und die Unmöglichkeit, befriedigt zu werden, treibt meine Geilheit nur noch mehr an

Einer sagt: Noch immer bin ich ein stolzer Bursche, den die Frauen lieben, zumindest in den handwarmen Märchen, die ich mir selbst erzähle. Auch als stinkender Greis werde ich es nicht lassen, innerlich vor Ingrimm ob des Alters kochend, auf feste Killerbacken zu stieren, wenn sie sich zeigen. Und in den steilsten Träumen stecke ich den Stecker in die Dose, obgleich der kurze Schuss zu früh kommt und für die Schläferin auf den feuchten Laken ohne Folgen bleibt

Einer sagt: Ich gehe täglich in meinem Zimmer im Kreis, komme täglich ans Fenster, sehe täglich nach draußen, wo täglich die wüste Gabi wartet. Ich rede mit niemandem darüber. Denn was auch immer sie dort macht, mir kann sie gestohlen bleiben. Ich bleibe drinnen. Mich lockt sie nicht mit ihren heißen Lippen, ihren samtenen Händen, ihren schlanken Beinen, ihrem gepriesenen Hintern, ihrer verführerischen Stimme, nein, ich widerstehe am Fenster, täglich, der wüsten Gabi, warte, bis sie sich verdrückt und drehe dann wieder meine Runden im Zimmer, täglich, so groß ist meine Lust am Verzicht

Einer sagt: Sie landet auf mir und boxt mich in den Magen. Dann kämpften wir, ohne dass ich sie schlage, ich wehre nur ihre Fäuste und Tritte ab. Ich packe sie und wir wälzen uns auf dem Teppich, hin und her, sie zerrt an meinen Haaren und ich versuche, ihre Hände festzuhalten. Als es mir gelingt, wird sie ruhiger und muckst kaum noch auf. Ich lasse sie los und prompt springt sie leichtfüßig auf und blödelt herum, als wäre nichts geschehen. Doch alles hängt an einem seidenen Faden, ihr Liebreiz, ihr Hass, auch mein Widerstand und meine Kraft, aber ohne sie kann ich mich nicht vergessen. Also gehe ich ihr wieder und wieder auf die Nerven und der Murks geht von vorne los, bis sie mich irgendwann in Grund und Boden rammen wird. Aber das ist bisher nicht passiert, noch herrscht nach den heillosen Kämpfen ein fragiles Patt zwischen uns. Und erneut muss ich ihr, obwohl sie mich dermaleinst vielleicht umbringt, zugute halten, dass sie mir niemals untreu sein wird, und das ist etwas sehr, sehr Rares in diesen Zeiten

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