Ich, an meiner Stelle, hätte mich auch nicht wiedererkannt
Ein Gesicht wie ein abgeerntetes Stoppelfeld
Heute habe ich wieder nur Luftbuchungen getätigt
Ich bewege mich wie ein Raubtier im Streichelzoo
Ab jetzt habe ich ein Fällzeichen auf der Stirn
Ein Mund wie ein aufgebrochenes Siegel
Ich leide an schleichender Sommerresistenz
Eine rhetorische Spannbreite von Halts Maul bis Fick Dich
Durchdringendes Sirenengeheul zwischen blattlosen Bäumen im Park
Nach Wochen der Leere wechsele ich ins Innere der Stille
Im schönen Monat Mai treffe ich einen Lockvogel und käfige sie ein
Mit wenigen Ausfallschritten erreiche ich das üppige Gesträuch, das mich überwachsen soll
Ich bin ein einsamer Schnorrer fremder Erinnerungen
Von der Decke hängen die abgeschnittenen Gesprächsfäden der gestrigen Podiumsdiskussion
Ein Charakter wie ein verregneter Ferientag
Ich gehe aufs Dach, balanciere auf dem First, lutsche einen Drops und springe auf die Wolkenkommode
Ich erkläre die Stippvisiten in toten Winkeln zur Chefsache
Nach vielen schweren Jahren voller schöner Stunden erreichte ich endlich das volle Unvermögen meines Alters
Ein erlesener Brocken Freude fällt von mir ab, als ich mein Herzblatt in der Fremde weiß
Ich bleibe ab sofort bis zu meinem ultimo momento nur noch als Gerücht präsent
Ich zuckere meine Redensarten und schon wuseln die Schleckermäuler herbei
Geschwind verfalle ich dem angestammten Zögern, um fortan nie mehr woanders zu sein
Heute sehe ich nichts, nur die Regenpfützen, die mich anhimmeln
Das Licht spricht mich an wie ein Edikt für Ungläubige
Gestern habe ich mir die letzten noch verbliebenen Jugendflausen aus den grauen Haaren gekämmt
Eine Figur wie ein verwelktes Rosenbukett
Heute machte ich im Schuppen mit einem seekranken Mädchen klar Schiff
Eine Verschleierte hütet sich vor dem offenen Geheimnis ihres Lebens
Ihr Überbiss belegt täuschend echt, dass sie ihr Gesicht schlecht kuratiert hat
Ein junges Paar plantscht in aller Öffentlichkeit im Wechselbad ihrer lauwarmen Gefühle
Das Quietschen der Schaukeln taktet die akkurate Stille
Ich zahle die Zeche nicht, löffle auch nicht die Suppe aus, mache mich vielmehr auf die Socken, um meine Hände in Unschuld zu waschen