Seit heute Morgen ist diese Seite online. Auf ihr werden Fotos publiziert, die auf meinen Spazierrunden entstehen. Ich verstehe sie als visuelle Entdeckungen, die sich einem stets neuen und anderen Zusammenspiel von Spazieren, Sehen und Festhalten verdanken. In diesem Sinne ist es die sichtbare bzw. sichtbar gemachte, fotografische Aus-Beute eines aufmerksam herumschweifenden Spaziergängers, die hier veröffentlicht wird. Ich freue mich auf eine anregende Diskussion über diese Bilder, die einen etwas anderen Blick auf die alltägliche Umwelt zu werfen versuchen.
Über diese Seite
Die hier veröffentlichten Fotos entstehen allesamt beim Spazierengehen. Sie zeigen zufällig in mein Blickfeld geratene und mit der Kamera festgehaltene Motive. Es geht mir bei diesen Augenblicksaufnahmen um eine Zwiesprache mit dem Sichtbaren, in der etwas scheinbar Vertrautes und Alltägliches ins Befremdliche oder Überraschende kippen kann. Alle Besucher sind herzlich eingeladen, ihre eigene deutende Fantasie tätig werden zu lassen und die Fotos zu kommentieren.Kategorien
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In den eigenen Schatten sehen, Charakter-bild-end.
Einen gelungenen Donnerstag.
Danke für die guten Wünsche.
Auf nassem Holz fiel mir diese Schattenfigur auf, sie wirkte wie eingraviert in die Maserung der Oberfläche, die zudem den Himmel und die kahlen Äste der Bäume spiegelt: Der Schatten des Körpers des Fotografen wird zum Motiv, das was zeigt? Eine Fläche, auf der ein Bild erscheint.
Ein Bild wie ich es mag … sehr gut gesehen und fotografiert.
Das Pendant dazu ist hier zu finden 🙂
http://walterneiger.blogspot.com/2010/02/self-reflection.html
Liebe Grüsse
Walter
Lieber Walter,
schön, dass Dir das Foto gefällt.
Deins ist auch sehr gut, und spannend vor allem, weil Dein Schatten bzw. die Trägerfläche Deines gespiegelten Schattens in sich rissig ist, sich aufzulösen beginnt und dadurch – ähnlich wie bei meinem – dezent auf das Bildermachen hingewiesen wird. Liebe Grüße, Uwe.
Ist das nicht ein Widerspruch: Spazieren zu gehen und die Dinge gleichzeitig anders betrachten wollen, als sonst? Das ist — zugegeben — schematisierend: Aber ein Spaziergänger, ist das nicht jemand, der auf seinen Willen verzichtet?
Übrigens ein schönes Wort: Spazierensehen.
Vielen Dank für Deine Antwort. Du sprichst etwas Wesentliches an. Ich will versuchen, es Dir aus meiner Sicht zu erläutern.
Ich verstehe das Spazieren als ein Sichtreibenlassen, ein Driften, bei dem sich dem motorischen auch ein gedankliches und augen-sinnliches Unterwegssein beigesellt. Ich verzichte dabei nicht auf meinen Willen, sondern gewähre ihm nur andere Formen und Foren, sich zu artikulieren. Ich selbst nenne das „aufmerksame Zertreutheit“, was streng genommen ja auch etwas Widersprüchliches, Paradoxales vereint: Loslassen und Zugreifen – eine geistige Warteschleife, in der das Spazieren mir jene Zufälle liefert, in denen meine deutende Fantasie tätig wird. Die Fotos sind gleichsam die Beutestücke dieser meist kurzen, irritierenden Seh-Erfahrungen, für die das saumselige Gehen konstitutiv ist.
Das Wort „Spazierensehen“ gefällt mir auch sehr. Im nachhinein erfuhr ich, dass es ein Terminus bei den Sternenguckern ist. Dort ist gemeint, sich in sternenklaren Nächten mit einem Teleskop frei und eben nicht zielorientiert am Himmel die diversen Konstellationen anzuschauen. Eine schönes Bild, wie ich finde.
LG, Uwe
Ich vermute, wir meinen ähnliches: Was aber gegen eine willentliche Beteiligung bei der Betrachtung während des Spazierens spricht, ist sein kontemplatives Element. Wenn ich spaziere, suche ich nichts bestimmtes, ich schweife umher, lasse mich treiben, wie Du sagst. Dabei werden die Dinge und Menschen größer, sie bekommen mehr Raum und ich selbst dränge mich nicht in den Vordergrund, ich sehe nur zu und lasse sie sein, wie sie sind. Das kann nicht-alltägliche Perspektiven („Blicke“) ermöglichen, aber es muss nicht sein, ich strebe es auch nicht an, denn sonst stünde ich meiner Umgebung nicht neutral gegenüber, ich ließe mich dann nicht mehr treiben und es wäre auch nicht kontemplativ. Was wir sehen, überlassen wir dem Zufall.
Das hier passt vielleicht dazu.
Interessant die Sterngucker-Parallele.
Was Du schreibst, leuchtet mir ein, und es ist nicht weit von dem entfernt, wie ich mein Spazierensehen verstehe. Was uns unterscheidet, ist die Erwartungshaltung: Während Du gleichsam als neutraler Resonanzraum fungierst, lösen bei mir bestimmte Zufälle eine geistige Tätigkeit aus, die dann zu Fotos und Texten führt. Wenn man so will, nutze ich das Unterwegssein dazu, Erfahrungen zu machen, bei denen ich das, was mir begegnet, mit fließenden, wechselnden Be-Deutungen versehe – eine stete Verwandlung des Angeschauten, und das jeweilige Foto ist dann ein stillgestellter Deutungsakt. Das klingt sehr theoretisch, ist aber in der täglichen Praxis ein spielerischer Prozess, in dem Zufall und Bildgedächtnis, äußere Erscheinungswelt und innere Disposition eine Einheit bilden.
Ich kann aber auch nur Streunen, ohne Ziel und Verwertungszweck, so wie Du Dein Spazieren beschreibst – ein Herumschweifen, bei dem die Eindrücke durch einen hindurchziehen.
Deinen Text über die unterschiedlichen Bewegungsarten will ich gerne einmal lesen.
Liebe Grüße, Uwe.
Auf Ideen oder Einfälle bezogen kenne ich das schon: Wenn ich mich zurück lehne, nichts tue oder spaziere, fällt mir oft etwas ein, aber ich „darf“ es mir nicht vornehmen, es passiert einfach. Manchmal, nicht immer: Ich kann diese Assoziationen und Verknüpfungen nur nachvollziehen indem ich sie festhalte, aber nicht steuern. Danach beginnt die eigentliche Arbeit.
Aber man kann diese Freiräume suchen, erhalten, öffnen. So, und jetzt sind wir wieder bei den Übergängen und Vermischungen.
Dem kann ich nur zustimmen:
Das, was mir auf meinen Trotteleien begegnet, fällt mir zu, vornehmen kann ich mir nur, meine Sinne und meinen Verstand durch das spazierende Unterwegssein in einer zunächst zweckfreien Offenheit und Sensibilität zu halten. Die eigentliche Seh-Arbeit beginnt erst mit dem Zücken der Kamera.