Gestern sah ich einen alten Geiger in der Passage sitzen, der eine herzzerreißende Weise fidelte. Ein junger Mann mit Glatze stand unruhig daneben und zuckte auffällig mit seinen Armen. Erinnerte mich das Spiel des Geigers schon ans Theatralische, so zielten die Bewegungen des jungen Mannes darauf, mir ein anrührendes Bild der Armseligkeit vorzuführen. Zunächst nervte mich die ungeschickte Tanzeinlage, doch nach längerem Hinsehen bemerkte ich, dass es Spasmen waren, die den Mann heimsuchten. Zum Glück kam eine Frau aus einem Laden zu ihm gelaufen und erlöste die Umstehenden und mich, indem sie ihn wegführte. Doch die Scham ob meiner Voreiligkeit stieg auf und blieb, wie auch der dürre Geigenton in meinen Ohrmuscheln. Wenig später verpasste der ins Handy gesprochene Satz eines Mannes sowohl der Episode als auch meiner Stimmung das treffende Tagesmotto: „Too late to change it.“
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Die hier veröffentlichten Fotos entstehen allesamt beim Spazierengehen. Sie zeigen zufällig in mein Blickfeld geratene und mit der Kamera festgehaltene Motive. Es geht mir bei diesen Augenblicksaufnahmen um eine Zwiesprache mit dem Sichtbaren, in der etwas scheinbar Vertrautes und Alltägliches ins Befremdliche oder Überraschende kippen kann. Alle Besucher sind herzlich eingeladen, ihre eigene deutende Fantasie tätig werden zu lassen und die Fotos zu kommentieren.Kategorien
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it’s never too late for changes!, sag ich da nur (ist aber natürlich nicht von mir). vielleicht kein schlechter kontrapunkt? wobei – zu deiner geschichte passt dein motto viel besser.
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wie unerträglich oft das andere, das unbekannte, das ungewohnte ist?
Ja, und zur Fremd- kam die Eigenscham. Letztere sehr heftig, da wirkte der englische Satz fast wie eine Entlastung.