Extemporalien in Dosen oder: Schreiben aufs Geratewohl

Ich saß coronahalber auf meinen vier Buchstaben und ging in meinem Kopf fremd. Dort erschienen mir Sätze, die sich unaufgefordert vermehrten. Ich gab ihnen Nummern und doste sie ein

Dosis III

21 Nach dem Film kam mir ein Gedanke und ging gleich wieder ins Einerlei der gleichförmigen Stunden ein, wo er sich schnurstracks in Widersprüche verwickelte, ohne jedoch mich darüber aufzuklären, was mit all dem anzufangen wäre, wenn der letzte Cut misslingen würde

22 Eben noch ein vom Vögeln durchwirktes Licht, jetzt die handgreifliche Trostlosigkeit der leeren Laken. Ich sprenge keine Fugen mehr, der Saft ist vergärt. Im Abseits lauert die schwarze Witwe

23 Unter hängenden Wolken schleiche ich am Fuße des Wochenberges durch das Tal der Pflichten. Der Ball rollt wieder. Mir bleibt ein Rätsel im Anflug

24 Wer dünkt, er stehe ewig, mag wohl zusehen, wie er falle. Ein leichtes Beben zunächst, dann tiefes Absinken und unterseeische Stille, zuletzt ein landschweres Glied

25 Gebt mir eine exorbitante Explosion von Flieder oder ich reiße mir den Arsch auf und lasse eine verpestete Liebenswürdigkeit entweichen. Vielleicht kommt noch etwas besseres, später. Oder eben nicht

26 Ich ging hinaus und umarmte eine Frau mit bubenhafter Statur, die sich mitnichten zu befreien versuchte, vielmehr alles verlangte, was ich zu geben mir vorstellen konnte. Und so zertrümmerte ich ihre Marmorlippen und bekam ein heiteres Lachen zu hören ob der Wortbrocken, die vor uns auf dem Rasen stammelten, jenseits allen Sinns

27 Zuweilen bemerke ich, wie am helllichten Tag die schlaftrunkenen Lider ganz sachte sich schließen und nur noch Geräusche mich erreichen. Dann dämmre ich vor mich hin und werde zu einem Lauscher, der an einer Brüstung steht und rätselhafte Töne von sich gibt

28 Ätzende Teenietussies, die schief gewickelte Fragen stellen, während ich nach dem Wesen des Versprechers fahnde, denn nur er weiß um die schrägen Blicke, die ins Vielerlei der Visionen führen. Doch ein Fintenschleicher bin ich nicht

29 MissTrain, wo bleibt dein Zahnersatzlächeln? Das Klappergestell vögelt selten, die Nuten halten dem nicht stand. Und du hasst Zungenkussmundgeruch! Unter meinem Hemd döst der Nabel

30 Müde vom Gestern und mit einem Schleier vor den Augen findet mich die Ruhestatt erst, als der Atem nur noch ein Gastspiel gibt. Langsam wächst ein Segel mir ans Herz

Dieser Beitrag wurde unter Texte abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert