Im Kehrwasser des Gedankenflusses – Heimatlose Notate XII

Das Rauschen des Brunnens begleitet die Laute der Verzückung, die eine Mutter ihrem Kleinkind beschert

Eine Haut wie ein Art Brut-Gemälde

Eine Parade muskulöser Waden zieht an dem bewegungslos im taubenetzten Gras dösenden Tagedieb vorüber

Nichts sonst, nur die wehenden Mähnen der Beauties konnten ihn heutigentags von einer gähnenden Langeweile kurieren

Hals über Kopf verfalle ich mit Haut und Haaren deinem zähen Ringen

Ich sammele alte Stummfilmszenen für beredte Schweigeminuten

Eine staubgraue Mähne wie ein Feldweg im Sommer

Ich sitze auf der Loggia und sehe zu, wie der Tag vorübergeht

Ein in die Jahre gekommenes enfant terrible schmiedet Pläne für ein Comeback

Während des Versendens eines Selfies stürze ich in ein Funkloch

Über dem trägen Wasser baumelt in schlaffer Luft ein dürres Kordel an der morschen Brücke

An dunklen Tagen tröste ich mich mit dem Erfinden von Geniestreichen

Gestern sortierte ich die Postkarten meiner verlorenen Liebesmühen

Immer mehr sinniere ich über Dinge, von denen ich nicht wusste, dass ich sie besitze

Im Handstreich wechselt das Licht und die Grundsicherung meiner Sinne ist aufgebraucht

Heute habe ich jede Plaque weggeküsst

Gerade eben ertrank ein schwarzes klitzekleines Gewitterwürmchen in der Schweißpfütze meines Bauchnabels

Ich werde langsam, aber gründlich von meinem Glück ruiniert

Ich setze vorsichtig einen Fuß vor den anderen auf den doppelten Boden meines Luftschlosses

Eric Dolphy dreht mit seinem kreischenden Sax meine Seele durch den Wolf

Ein Gesichtsausdruck wie eine Topfpflanze, die in einer fensterlosen Ecke ihr Dasein fristet

Die Worte tanzen mir auf der Nase herum und ich binde dir einen Bären auf

Nackt stehst du vor mir, von meinem Entzücken entkleidet

Erst gähnende Leere, dann lange Schlangen und zuletzt hängt der Himmel voller Geigen

Heute bleibt mir nichts anderes zu tun, als mein Leben zu beschatten

Oft, mitten in der schönsten Aufschneiderei geht mir plötzlich das Garn aus

Mir stehen die Haare zu Berge, als ich das Tal der verpassten Chancen durchschreite

Ich surfe auf dem Wellenkamm einer endlichen Liebe und verliere das Ufer aus dem Blick

Heute lungere ich vorzugsweise rum, als wäre ich totes Kapital, das sich zu arbeiten weigert

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Falter

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Verlosung

 

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Unverlangt eingesandt – Heimatlose Notate XI

Ich, an meiner Stelle, hätte mich auch nicht wiedererkannt

Ein Gesicht wie ein abgeerntetes Stoppelfeld

Heute habe ich wieder nur Luftbuchungen getätigt

Ich bewege mich wie ein Raubtier im Streichelzoo

Ab jetzt habe ich ein Fällzeichen auf der Stirn

Ein Mund wie ein aufgebrochenes Siegel

Ich leide an schleichender Sommerresistenz

Eine rhetorische Spannbreite von Halts Maul bis Fick Dich

Durchdringendes Sirenengeheul zwischen blattlosen Bäumen im Park

Nach Wochen der Leere wechsele ich ins Innere der Stille

Im schönen Monat Mai treffe ich einen Lockvogel und käfige sie ein

Mit wenigen Ausfallschritten erreiche ich das üppige Gesträuch, das mich überwachsen soll

Ich bin ein einsamer Schnorrer fremder Erinnerungen

Von der Decke hängen die abgeschnittenen Gesprächsfäden der gestrigen Podiumsdiskussion

Ein Charakter wie ein verregneter Ferientag

Ich gehe aufs Dach, balanciere auf dem First, lutsche einen Drops und springe auf die Wolkenkommode

Ich erkläre die Stippvisiten in toten Winkeln zur Chefsache

Nach vielen schweren Jahren voller schöner Stunden erreichte ich endlich das volle Unvermögen meines Alters

Ein erlesener Brocken Freude fällt von mir ab, als ich mein Herzblatt in der Fremde weiß

Ich bleibe ab sofort bis zu meinem ultimo momento nur noch als Gerücht präsent

Ich zuckere meine Redensarten und schon wuseln die Schleckermäuler herbei

Geschwind verfalle ich dem angestammten Zögern, um fortan nie mehr woanders zu sein

Heute sehe ich nichts, nur die Regenpfützen, die mich anhimmeln

Das Licht spricht mich an wie ein Edikt für Ungläubige

Gestern habe ich mir die letzten noch verbliebenen Jugendflausen aus den grauen Haaren gekämmt

Eine Figur wie ein verwelktes Rosenbukett

Heute machte ich im Schuppen mit einem seekranken Mädchen klar Schiff

Eine Verschleierte hütet sich vor dem offenen Geheimnis ihres Lebens

Ihr Überbiss belegt täuschend echt, dass sie ihr Gesicht schlecht kuratiert hat

Ein junges Paar plantscht in aller Öffentlichkeit im Wechselbad ihrer lauwarmen Gefühle

Das Quietschen der Schaukeln taktet die akkurate Stille

Ich zahle die Zeche nicht, löffle auch nicht die Suppe aus, mache mich vielmehr auf die Socken, um meine Hände in Unschuld zu waschen

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… schleierhaft …

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Sternspucker

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Porträtbüste eines Misanthropen

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Was nichts heißen muss

Die Tage passieren Revue und keiner schaut hin, ich laboriere an diversen Wehwehchen, die mein dürftiges Los besiegeln.

Ich stehe vor MissEry und greife in eine Gewitterwolke aus wirrem Haar, doch das Überangebot ihrer Reize hindert mich am offenen Vollzug.

Mit dem Desaster im Schritt, liege ich in der Nacht, wenn es nieselt, bedröppelt da und schließe die roten Klüsen.

Gekonnt unauffällig verstecke ich fürderhin meine Asse und tue nur so, als ob mein verkanntes Gesicht zu mir gehört.

Mein Alltagsleben bewegt sich auf dem Abenteuerniveau eines Faultiers, doch manchmal bläst der Wind in mein Fell und ich mache einen Gedankensprung.

Gut, dass die Geschichten, an denen ich nicht teilnehme, sich im Dunst der Zeiten verflüchtigen, ohnehin bleiben mir genug marode Altlasten im Sinn.

Niemand kann oder will etwas anfangen mit meinen Worten, was nichts heißen muss: die Reanimation bleibt eben aus.

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Scheiden tut weh

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Ohne Fremdeinwirkung – Heimatlose Notate X

Als ich dich zum ersten Mal sah, gingst du auf dem Kopf

Jetzt bist du hier und kannst dich degenerieren

Du sollst da sitzen bleiben! Wozu, sagt sich der Boxer und bespringt die Hundedame

Früher, hey, als wir noch Kinder waren, machten wir die Schotten dicht, um sie zu verführen

Gestern war ich doppelt vorhanden, so dass ich mir in den Straßen aus dem Weg gehen musste

Heute erwachte ich als Geige und wollte das Futteral nicht verlassen

Als ich um die Ecke biege, winkt mir der Arsch vom Dienst und ich löse mich aus dem Bild

Ich habe das Reden satt und gehe ins Summer Camp

Dein heiserer Sopran wackelt wie eine Schaumkrone auf meinem coolen Gestöhne

Abseitige Gedankengänge führen mich in ein Zimmer, in dem mir ein personalisierter Teppich das Motto des Tages anzeigt: Rechne mit allem ab

Auf verlorenem Posten nehme ich die seichte Tiwi-Kost eines bestürzend verquasten Dramoletts wie ein Narkotikum zu mir

Heute morgen ruhten meine Augen im Bett auf dem Buch, das neben mir auf dem Kissen lag und ich flüsterte ihm zu: Was für ein Glück, dass ich dich gefunden habe

Auf der Bilderflucht im Kino: Plötzlich verfiel ich der musisch motivierten Zerstreuung und konnte der Wirklichkeit für die Dauer eines Films ein Schnippchen schlagen

Immer ist zuviel Nähe zu bearbeiten, als dass eine Phantasie genährt werden könnte (Frank Böckelmann)

In deinen Augen explodiert mein bombiges Aussehen, und wenn ich dich liebe, liegt Schwefel in der Luft

Als Schaulüstling bin ich auf der Suche nach der Unabsehbarkeit des Gehens, der Offenheit der Begegnungen, der Traumreisen der Blicke, und als Ablichtungssüchtiger giere ich nach immer anderen Bildern

Mit dem Eifer eines Konvertiten vergöttere ich diese vor sich hin trippelnden Streuner, denen ich dicht auf den Versen folge, um sie Silbe für Silbe auswendig zu lernen

Man schreibt, wie man ist, und wie man ist, weiss man nicht, weil man sich nicht von aussen sieht
(Martin Mosebach)

Auf schwankendem Grund sitze ich an meinem Schreibtisch und notiere den Titel meiner Bummeleien: Sehmannslos

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