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Die hier veröffentlichten Fotos entstehen allesamt beim Spazierengehen. Sie zeigen zufällig in mein Blickfeld geratene und mit der Kamera festgehaltene Motive. Es geht mir bei diesen Augenblicksaufnahmen um eine Zwiesprache mit dem Sichtbaren, in der etwas scheinbar Vertrautes und Alltägliches ins Befremdliche oder Überraschende kippen kann. Alle Besucher sind herzlich eingeladen, ihre eigene deutende Fantasie tätig werden zu lassen und die Fotos zu kommentieren.Kategorien
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Heimsuchung
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Intermezzo XI
Er drängte ins Zimmer, ließ sich aufs Bett fallen, rang nach Luft. Keiner von uns kannte ihn, niemand hatte ihn eingeladen. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis er erste verständliche Worte von sich geben konnte. Dann aber fügte er atemlos einen Satz an den anderen: „Sie kommen. Bald kreuzen sie auch hier auf. Gebt Acht, sonst werdet ihr zerschmettert. Sie machen Beute und schnappen uns alles weg, was uns lieb und teuer ist. Sie reißen an sich, was sie nur kriegen können, gefühllos gegenüber allem, was sich ihnen in den Weg stellt. Der Sog der Zerstörung wird unvorstellbar sein, verheerend für uns alle. Es geht so schnell, das wir noch nicht einmal mehr denken und erfassen können, was überhaupt passiert. Mit einer geisterhaften Lautlosigkeit schleichen sie sich ein und höhlen uns innerlich aus. Es gibt kein Entkommen. Fangt schon mal an, Euch zu verabschieden, von euren Liebsten, von der Welt, vom Universum.“ Keiner rührte sich, keiner verstand, wovon er sprach, aber gemeinsam versuchten wir, den merkwürdigen Besucher aus dem Zimmer zu katapultieren. Er schrie, während er aus dem Raum getragen wurde, noch die unmissverständliche Botschaft heraus: „Die Erde bietet dem Menschen keine Bleibe mehr.“ Dann stießen wir ihn die Treppe runter und verbarrikadierten die Tür. Niemand verlor ein Wort über den ungebetenen Gast, der den Teufel an die Wand gemalt hatte. Doch die bleierne Macht eines gebieterischen Urteilsspruchs blieb im Zimmer zurück: Unsere Aufenthaltserlaubnis auf diesem apfelrunden Planeten lief mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus.
Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!
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Intermezzo X
Nach einem warmen Tag köpft er einen Roten und genießt auf dem Balkon die Abwärme der Backsteinwand. Im Garten plaudern Syrer, während sie ihr Kanu transportfertig machen. Daneben sitzen rot glühende Twens in der Abendsonne und trinken Bier in Dosen. Ein Kind lärmt, ein zweites trampoliert und ein drittes wirft Sandstaub in die Höhe. Ein leichter Wind lässt die Blätter sanft rauschen. Über allem zieht eine Cessna ihre Kreise am Himmel. Später wässert er die Blumenkästen, deren Erde furztrocken ist. Beim Eindunkeln kommen fünf Mütter in den Garten und schnattern. Die Gläser klirren, die Kerzenlichter flirren, die Stimmen widerhallen von den Hauswänden. Er hört zu, versteht indes nur einzelne Wörter, die sich um ihre Blagen drehen. Desinteressiert wendet er sich ab und verlässt mit der Hoffnung auf eine markante Nacht den Balkon. Drinnen ist es unheimlich leer und ruhig. Leise trottet er durch den Flur, tritt ins Schlafzimmer ein und sieht die kaum verhüllte Liebste auf dem Lager liegen. Flugs steigt er aus den Klamotten, im Kopf ein Lustspiel sondergleichen, doch da schallt es aus ihrem Mund: „Nein, jetzt nicht, bald, vielleicht. Und zieh’ noch die Plissees runter, bitte.“ Er folgt ihren Worten und verfügt sich auf seine Seite des Bettes. Kurz darauf stellt sich eine Art von Entspannung ein, als er sich einen anderen Schluss dieses Tages ausmalt. Die Details bleiben unbeschrieben, sie gehören nur ihm. Er behält sie in petto und verdünnisiert sich in die Traumweberei.
Intermezzo IX
Einst füllte er die Straßen und Plätze mit Flüchen und Sprüchen, doch jetzt entfährt ihm meist nur noch ein langgezogenes O, wenn er öffentlich auftritt und ihm die Zuhörer zujubeln und anfeuern, wieder einmal so richtig aus der Rolle zu fallen und vom Leder zu ziehen, gegen alles und jeden, doch er, zerknirscht und kleinmütig, bleibt ungerührt bei seinem O, in das er allerdings stimmlich all seine Enttäuschung ob der menschlichen Spezies legt, seiner stolzgeschwellten Artgenossen, die er am liebsten komplett, inklusive seiner Wenigkeit, in dieses O einschließen und versiegelt mit Pauken und Trompeten ins Nirwana transportieren würde, damit dieser apfelrunde Planet endlich wieder ungestört seine Runden durchs All drehen könnte, aber immer wenn es mit ihm durchzugehen droht, bremst ihn etwas aus und von seinen Lippen stößt sich einzig das leere O ab, hinter dem er für alle vernehmbar ein ? setzt, das eine schier endlose Funkstille eintreten lässt, in der nur die welken Blätter rauschen, durch die er dann davonjagt, um den nötigen Abstand herzustellen, der ihm erneut mit jener ihm selbst unbegreiflichen Kraft ausstattet, die es möglich macht, wieder Atem zu schöpfen für den nächsten Gang, an dessen vorläufigem Ende erneut das schon legendäre O erklingen wird, das nichts zu verstehen, aber vieles zu denken aufgibt, zumal, wenn das ? dahinter immer monumentaler den Luftraum einnimmt.
Intermezzo VIII
Das ist alles sehr gebrechlich … und schwuppdiwupp riecht es draußen nach Pech. Er bekommt es mit der Angst zu tun und tritt beiseite. Neben der Spur findet er seine Kräfte wieder. Voller Wohlwollen stellt er einem Kreis von Experten die einfache Frage: Hilft uns vielleicht ein Luftikus aus dieser Misere? Die Runde schweigt sich aus, und so geht er weiter, legt den Kopf in den Nacken und schaut voller Inbrunst hinauf: blauer Himmel, dem ein zarter Schimmer fahlen Graus von wem auch immer beigemischt wurde. Das ist alles sehr gebrechlich … und schwuppdiwupp räkelt sich am Ufer des Kanals eine Frau auf einer sonnengelben Decke, das verschafft Entlastung. Ihre festen Pobacken leuchten wie zwei Gnadenbrote. Ein sanftes Zittern geht über ihren Körper, wenn ein Windhauch ihn streichelt. Versonnen blättert sie in einer Illustrierten und hält ab und an bei einem Foto inne und lächelt. Das ist alles sehr gebrechlich … und schwuppdiwupp spenden einige Klopfgeister Beifall an den Eisengittern der Balkone. Zwei bezopfte Mädchen trampolinen hinter Büschen. Kaum ein Vogel tiriliert. Dafür röhrt eine Drohne hoch über den Köpfen, und in der Ferne üben Kinderstimmen Lieder ohne Worte. Was für ein herrliches Hör- und Schauspiel: Eben noch rumorte er tragisch vor sich hin, jetzt kommt ihm alles herzzerreißend schön vor. Aber schon erreicht er das Ende dieses Notats und ihm bleibt nur die sprachlose Trauer darüber, was hätte sein können. Das ist alles sehr gebrechlich … und mehr als fragwürdig.
TU ES!
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Intermezzo VII
Auf der Insel Hier, wo man von niemandem mehr erreicht werden kann, will er lesen und seinen Proviant auffüllen. Mit jeder Zeile nimmt sein Kummerspeck zu, und Gedankenblässe verschleiert ihm den Blick. Kaum eine Erkenntnis massiert sein Denken, kein noch so kleines Lichtlein will ihm aufgehen, dagegen gewinnen die Provinzen seines Nichtwissens an Raum. Die Sätze werden zu Stolpersteinen, die sich dem Bau einer Klagemauer einfügen, die ihn immer mehr einengt. So endet seine Lektüre zuschlechterletzt auf einem Holzweg, ratlos schaut er umher, doch kein Laut ist zu hören. Die letzten Silben verziehen sich hinter den Horizont, die Prozessionen der Buchstaben schleichen vorüber, der Dämmerung entgegen, und hinterlassen Worte, die wie Schnipsel von gezogenen Nieten verstreut auf dem Boden liegen. Wieder nur eine Nebelbank, auf der er sich mit einem Buch niedergelassen hat. Und so gibt er sich auf, erschöpft von der vergeblichen Suche nach den wenigen Trostkrumen, die ihn nähren sollten. Tränen netzen seine leeren Hände, müde fällt er zur Seite, liegt da und schläft ein, bis ihn jemand aufliest und zur Ruhe bettet, im günstigsten Fall, der jedoch nie eintreten wird.
Intermezzo VI
Unversehens steht er vor einem Holzhaus. Das Namensschild an der Tür kündigt einen Puls von Trochel an. Er klopft, nichts rührt sich. Mit einem Dietrich knackt er das Schloss und stößt die Terrassentür auf. Das Sonnenlicht dringt ein und er sieht Möbel wie ein unfertiges Puzzle in den Räumen stehen. Keine anderen Geräusche als ein Geraune von leisen Stimmen sind zu hören. Eine Folge sinnfreier Silben erreicht seine Ohren, und aus jeder Ritze der Dielen quillt Schmutz und Staub. Die Zimmer scheinen schon seit Jahren unbewohnt, aber woher kommen dann die Stimmen? Und was haben die Kreidestriche an den Wänden zu bedeuten, die ihm ins Auge fallen? Sind es die Spuren der früheren Bewohner, die an den Wänden mit Strichen die Tage zählten, die sie dort verbracht haben, womöglich eingesperrt? Er kann sich keinen Reim darauf machen. Etwas Unausweichliches haftet an diesen Räumen, die ihm wie ein Archiv vorkommen: Jede Stimme, jedes Geräusch, jeder Schritt, jedes Verlangen der einstigen Bewohner scheint in ihnen durch Zeichen und Tönen aufbewahrt. Ihn schwindelt und er muss sich loseisen. Während er durch einen dunklen Flur hinaus ins Freie läuft, hört er weiter die flüsternden Stimmen, bis er in seine Wohnung einkehrt und sich kaltes Wasser ins Gesicht spritzt. Zurück bleibt das dunkle Gefühl, von etwas Unbekanntem angerührt worden zu sein.
Intermezzo V
Er ging so vor sich hin und schaute nach oben, dabei hoffte er auf einen verlässlich blauen Himmel und dachte noch, dass es schön wäre, wenn in ihm kleinere Haufenwolken treiben würden und ein milder Wind ihren Zug vorantreibe, er schaute also voller Zuversicht und im Vollbesitz seines Sehsinns nach oben … und erschrak: Das Bild des Himmels, das sich ihm zeigte, war unscharf, wie von einem Schleier verhüllt. Zunächst glaubte er, es läge an seinen Augen, rieb sie ein wenig und blickte wieder nach oben. Aber nein, die Unschärfe blieb. Es war, als ob ein feinmaschiges Netz gespannt worden war, das nun den Himmel bedeckte. Aber warum? Was sollte diese Vermummung? Schützte die Gaze ihn oder den Himmel? Und vor was eigentlich? Er trottete mit diesen unbeantworteten Fragen umher, bis eine Stimme in ihm tönte: Gott ist ein Maskenbildner. Sogleich wurde er von seinem eigenen Lachen geweckt. Ein Fremdeln blieb zurück.



