Intermezzo IV

Er hat ein Problem in seiner Ehe: Seine Frau mag keinen Free-Jazz. Das ist eine erhebliche Schranke zwischen ihnen. Er beneidet alle Paare, die gemeinsam Free-Jazz so sehr lieben, dass sie keine Mühen scheuen, Konzerte zu besuchen und sich dieser Musik, dieser Explosion von Klängen und Beats hinzugeben. Er legt jeden Abend eine CD ein, aber schon nach einigen Sekunden ergreift seine Frau die Flucht. Ein Freund riet ihm, nicht immer die Konfrontation zu suchen und vielleicht erstmal mit Smooth-Jazz zu beginnen. Doch dazu fühlt er sich außer Stande. Entweder sie weitet ihre Gehörgänge oder er zieht aus und lässt sich scheiden. Er kann unmöglich mit einer Frau zusammenleben, die schreiend den Raum verlässt, sobald Free-Jazz diesen Raum erfüllt. Glücklicherweise hat er schon Scharen von Frauen zu Free-Jazz-Liebhaberinnen gemacht. Dann heiratet er halt eine von ihnen, denn eine Ehe, in der nicht beide dem Free-Jazz erlegen sind, kommt für ihn nicht in Frage. Nur beim Free-Jazz fühlt er sich außer jeder Kontrolle, etwas Fremdes nimmt von ihm Besitz, ein Crash ereignet sich, und er will, dass seine Frau dies auch erlebt, dass sie merkt, wie ihr der Zugriff verloren geht, auf ihn, auf sich, auf die Welt. Ja, er glaubt, das Problem in seiner Ehe löst sich nur, wenn er sich trennt und jemanden sucht, der Free-Jazz zu hören vermag. Andernfalls gleicht jede Ehe für ihn einer Schreckenskammer. Morgen wird er es seiner Frau unterbreiten.

Veröffentlicht unter Texte | Verschlagwortet mit | Hinterlasse einen Kommentar

Schöpferpause

Veröffentlicht unter Fotos | Verschlagwortet mit , , , , , , | 1 Kommentar

Intermezzo III

Manche mögen’s heiß. Er nicht. Ihm sind die moderaten Temperaturen lieber. Nur dann ist er noch zu etwas fähig. Hitze erschlägt ihn und er kann nichts mit sich anfangen. Dann verbröselt ihm der Tag, und kein Tanz mit Worten will gelingen, was ohnehin selten passiert. Er sitzt oder liegt rum, wartet, schaut aus dem Fenster, liest ein paar Gedichte von BUK, diesem verkorksten Genie, grinst und trinkt Kaffee, wartet, nimmt den Zerstäuber und sprüht sich Wasser ins Gesicht, streckt sich auf den Fliesen im Bad aus, japst nach Luft, legt Pflaumen in den Kühlschrank, alles in Slow Motion, denn jede Bewegung bringt ihn zum Schwitzen, freut sich auf die Liebste, die auf sich warten lässt, da sie besseres zu tun hat als ihren alimentierten Tunix zu kraulen. Wenn er Glück hat, fällt er gegen Abend in den Schlaf und träumt. Dann lastet keine Hitze mehr auf ihm und alles ist wie weggeblasen. Nach dem Erwachen bleibt ihm eine leichte Erregung, mit der er auf die Loggia tritt, wo ein milder Luftzug sie in die tropische Nacht weht. Weiter tut sich nicht viel. Vielleicht tönen fremde Stimmen von den Balkonen, vielleicht scheint der Mond silbrig, vielleicht sieht er eine Sternschnuppe verglühen, vielleicht ruft ihn die Liebste ins Bett, vielleicht kommt ihm sogar noch ein notabler Satz unter, aber all das kann seine Bedenken nicht entkräften, mit denen er das Grauen des Morgens erwartet, das einen weiteren heißen Tag ankündigt.

Veröffentlicht unter Texte | Verschlagwortet mit | 1 Kommentar

Intermezzo II

Meist bleibt er liegen, ohne die geringste Anwandlung, seine Lage zu wechseln, stundenlang, regungslos, so dass man meinen könnte, er schlafe meditierend oder meditiere schlafend. Und nur unter dem Druck äußerster Notwendigkeit lässt er sich dazu verleiten, aufzustehen und umherzugehen, doch mit einer Geschwindigkeit von nur ein paar Dutzend Metern pro Stunde, wobei er häufig innehält und in Zustände einer seltsamen Zerstreuung verfällt, während derer er schon mal sein ursprüngliches Vorhaben oder Ziel vergisst und sich auf einer Wiese niederlässt, ein Taschentuch über die Augen legt und in der Sonne döst oder zwischen den Grashalmen leise zu singen anhebt. Bei seinem gemächlichen Hin und Her gibt er nie sein Lächeln auf, das man nicht anders als den Ausdruck einer vollständigen Glückseligkeit verstehen kann. Selbst bei der Liebe lässt er sich Zeit, zieht die Annäherungen in die Länge und nur, wenn es zum finalen Schuss kommt, bricht er völlig unerwartet und ohne Scham in frenetische Zuckungen aus, wonach er gleichermaßen beglückt wie erschöpft erneut in seine selbstgenügsame Lethargie verfällt.

Veröffentlicht unter Texte | Verschlagwortet mit | Hinterlasse einen Kommentar

Intermezzo I

Der Kopf einer jungen Amsel liegt im Dickicht, aus dem Gelächter sprüht. Ein Wortschatz wird zwischen den Zoten gehoben, doch auch das löst keine frohe Erwartung aus. Unterdessen lässt die Anmut von Brüsten ihn von Arkadien träumen. Er weckt seine inwendigen Bilder in Gläsern ein, um später ein Fingerhut nach dem anderen davon zu kosten. Lachsalven brechen los, versaute Lieder werden gesungen, Saufseligkeit greift um sich. Ein Rätselton ist aus einem dunklen Abgrund zu hören. Er springt hinein und schlägt auf den Boden, wo er liegen bleibt, platt wie ein trockenes Blatt Männertreu in einem dicken Wälzer. Dann wacht er auf, aber ganz woanders. 

Veröffentlicht unter Texte | Verschlagwortet mit | Hinterlasse einen Kommentar

Layers

Veröffentlicht unter Fotos | Verschlagwortet mit , , , | 1 Kommentar

Vandalismus?!

Audimax

Veröffentlicht unter Fotos | Verschlagwortet mit , , , | 1 Kommentar

Augenweide

Tulipani

Veröffentlicht unter Fotos | Verschlagwortet mit , , , , | 1 Kommentar

Die Liebenden

von der Stadtreinigung

Veröffentlicht unter Fotos | Verschlagwortet mit , , , , | 3 Kommentare

Blinding light

Veröffentlicht unter Fotos | Verschlagwortet mit , , , , , | 1 Kommentar